Markus&Markus
Ibsen: Gespenster
In Ibsens Drama Gespenster bittet Osvald seine Mutter, ihm zum Sterben zu verhelfen. Sie zweifelt. Und mit ihr zweifeln noch immer Gesellschaften überall auf der Welt, ob es ein Grundrecht auf selbstbestimmtes Sterben gibt.
Das Kollektiv Markus&Markus traf seinen Osvald, die 81-jährige Margot, am 1. April 2014 und begleitete sie mit ihrer Kamera während ihrer letzten Tage beim Ordnen ihrer Dinge, den letzten Arztbesuchen, Abschiedsfesten und schließlich auch auf ihrem Weg in die Schweiz. Dorthin, wo einige wenige Organisationen seit Jahren Sterbehilfe leisten auf dem schmalen Grat, den die Justiz ihnen lässt. Am 22. Mai 2014 waren sie auf Margots Beerdigung.
Ibsen: Gespenster dokumentiert diese besondere Begegnung. Das Stück ist eine Feier des Lebens, ein Dinner for One, bei dem die Tischdame ihren verstorbenen Freunden bereits gefolgt ist. Auf der Bühne sind nur noch Markus&Markus. Ein kontroverser Diskurs prallt auf ein Drama, dessen Protagonistin bereits tot ist. Ibsen: Gespenster ist ein Stück über das Sterben und zugleich Überlebenselixier, denn: „So lange man über mich redet und meine Geschichte erzählt wird, so lange bin ich nicht tot.“
”Diese Inszenierung ist berührend, aufregend und verstörend, so wie gutes Theater sein sollte. Ein vielschichtiger und Grenzen
überschreitender Abend zu einem viel diskutiertem Thema.“
Über Markus&Markus
Markus&Markus ist ein Theaterkollektiv aus Hildesheim. Seit 2011 hat sich Markus&Markus einen Namen gemacht für eine ureigene Form politischen Theaters, pennälerhafter Penetranz und radikaler Perfektionslosigkeit. Ihre Aufführungen, in denen die Grenze zwischen Inszenierung und Realität völlig aufgelöst wurde, lösten öffentliche Debatten aus. Die Arbeiten zeichnen sich aus durch eine intensive Investigation, deren Ergebnis eingefangen auf der Videoebene einen elementaren Baustein der Inszenierungen bildet. Es interessiert das Kollektiv jedoch nicht, eine Realität abzubilden, stattdessen ist der Theaterkontext für den Zugriff auf die Realität entscheidend – Fakt und Fiktion liegen dichter zusammen als bei X-Factor: Das Unfassbare von Jonathan Frakes.
Während die erste Trilogie Polis3000 als Agitprop-Attacke auf die institutionalisierte Unmündigkeit mit dem Gestus „folget uns nicht, wir wissen es auch nicht“ gesehen werden kann, ist die Ibsen-Trilogie persönlicher geworden. Statt Institutionen an den Pranger zu stellen und die Zuschauer über die Folgen für den kleinen Mann nachdenken zu lassen, zeigen Markus&Markus nun den kleinen Mann.
Der erste Teil, Ibsen: John Gabriel Borkman, entstand im November 2013 in Niedersachsen und wurde eingeladen vom Roxy Birsfelden, dem LOT Braunschweig und dem Festival Theaterszene Europa. Der zweite Teil Ibsen: Gespenster wurde produziert an der Gessnerallee Zürich und eingeladen zu den Frankfurter Positionen 2015 am Mousonturm Frankfurt, dem Something Raw Festival am Frascati Amsterdam, Durchstarter Niedersachsen, Premières in Karlsruhe, Impulse 2015 in Mülheim an der Ruhr, Spielart München, FFT Düsseldorf und an die Schwankhalle Bremen. Ibsen: Peer Gynt entstand im Herbst 2015 in Kooperation mit dem LOT Braunschweig, den Sophiensaelen Berlin, Gessnerallee Zürich, Roxy Birsfelden und wurde an die Münchner Kammerspiele, zu Fast Forward Braunschweig und an die Schwankhalle Bremen eingeladen.
Stab
Von und mit: Katarina Eckold, Lara-Joy Hamann, Manuela Pirozzi, Markus Schäfer, Markus Wenzel und als Gast Margot.
Diese Produktion entstand in enger Zusammenarbeit mit Miriam Walther Kohn
Eine Koproduktion mit: Gessneralle Zürich, ROXY Birsfelden und Mousonturm Frankfurt
Förderer: Stadt Zürich Kultur, Kanton Zürich, Migros Kulturprozent, Fondation Nestlé pour l’art, Ernst-Göhner Stiftung, Fachausschuss Theater und Tanz BS/BL