Theater fensterzurstadt

Die Nacht, die Lichter

(nach dem gleichnamigen Erzählband von Clemens Meyer)

Vielleicht geschieht dies alles in einer Nacht: Während Frank von Kuba und Brasilien, vom weißen Zuckerhut und den Mädchen am Strand träumt, wacht eine Frau in einem Zugabteil auf und kann sich nicht erinnern. Irgendetwas stimmt nicht, aber sie kann es nicht greifen. Ein paar Straßen oder Städte weiter hat sich ein junger Mann in einer Wohnung verbarrikadiert. Er ist furchtbar durcheinander: Draußen vor dem Fenster, im Licht der Laterne, lächelt ihm Marilyn Monroe zu.

„Die Nacht, die Lichter“ ist ein Projekt nach dem gleichnamigen Erzählband von Clemens Meyer. Die Helden in seinen Stories sind dem Leben ausgesetzt, es sind die Heimatlosen und Träumer, die die nächtliche Stadt durchstreifen, immer an der Kante entlang, kurz vor dem Absturz.

Irrlichternd folgt die Inszenierung des Theaters fensterzurstadt den Figuren durch die Nacht und erzählt fünf Geschichten aus dem preisgekrönten Erzählband des Leipzigers. Wie in den Erzählungen entsteht auch in der Inszenierung die Handlungsdynamik auf der Grenzlinie zwischen Realität und Surrealität, Traum und Wirklichkeit. 

Über das Theater fensterzurstadt

theater fensterzurstadt ist ein Freies Theater mit Sitz in Hannover, eine Kooperative professioneller Theaterschaffender und Künstler mit langjährigen Erfahrungen in Freien und staatlichen Theatern auf nationaler und internationaler Ebene. Künstlerische Leiter sind die freien Theatermacher Ruth B. Rutkowski und Carsten Hentrich. Die Inszenierungen der Gruppe folgen der inneren Logik einer assoziativen Ästhetik und sind im Grenzbereich zwischen Entertainment, szenisch-musikalischem Experiment, Schauspiel und Performance angesiedelt. Seit dem Herbst 2000 sind an sehr unterschiedlichen Schauplätzen und Spielorten der Stadt einundzwanzig Theaterproduktionen entstanden.

Die Arbeiten der Gruppe wurden bisher mit dem Kultur- und Ideenpreis pro visio der Stiftung Kulturregion Hannover, dem Förderpreis Freie Theater 2005 und dem Preis für freies Kinder- und Jugendtheater 2008 der Niedersächsischen Lottostiftung ausgezeichnet. Sie erhielten Festivaleinladungen u. a. nach Leipzig, Hannover, Hamburg, Braunschweig, Bochum, Okinawa und Osaka (Japan) und Seoul (Korea).

Nachdem die Künstlergruppe in den ersten Jahren ihres Bestehens ihre Produktionen an unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet Hannovers realisierte, bezog sie Anfang 2007 die alte Tankstelle Striehlstrasse in der Innenstadt Hannovers, die ihr seitdem als Basisstation ihrer Arbeit dient.

Die Nacht, die Lichter“ ist ein Band mit 15 Erzählungen, für den der Hallenser Autor Clemens Meyer mit dem renommierten Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. Alle Erzählungen handeln von den Heimatlosen, den Randfiguren und Träumern unserer Gesellschaft, die auf der Suche nach dem Glück durch eine namenlose nächtliche Stadt streifen. Das Theater fensterzurstadt stellte auf der Bühne der Alten Tankstelle Striehlstraße eine eigene Bühnenfassung von fünf ausgewählten Erzählungen vor, die die Jury des Festivals ‚Best OFF’ voll überzeugte.

Die Menschen, die gezeigt werden, haben es nicht leicht im Leben, sie kämpfen mit und gegen sich oder die Umstände. Die Schauspieler wechseln von Geschichte zu Geschichte die Rollen, das Bühnenbild ist reduziert auf einige wenige symbolische Elemente, die die einzelnen Erzählstränge miteinander verbinden. So wirkt auch die Musik von Heino Sellhorn, der live auf der Bühne steht und den Basso Continuo zu dieser zarten und poetischen Inszenierung bildet.

Allen Schauspielern gelingt an diesem Abend eine fesselnde und berührende Darstellung der verlorenen Seelen der Großstadt. Alexandra Faruga, Georg Florian, Carsten Hentrich, Heino Sellhorn, Daniel R. Zimmermann und Uwe Teuw Mamadou Diedhiou spielen mit großer Konzentration und Eindringlichkeit. Das Theater fensterzurstadt unter seinen Leitern Ruth Rutkowski und Carsten Hentrich hat mit dieser Inszenierung wieder einmal gezeigt, was Freies Theater unter guten Bedingungen sein kann. Diese Inszenierung ist klug, kreativ,  unterhaltsam, bedrückend und berührend zugleich und steht deshalb im Rahmen des Festivals ‚Best OFF’ für eine der interessantesten Theatersprachen aus der Freien Szene Niedersachsens.

Lavinia Francke für die Auswahljury

Stab

Mit: Alexandra Faruga, Georg Florian, Carsten Hentrich, Heino Sellhorn, Daniel R. Zimmermann, Uwe Teuw Mamadou Diedhiou

Inszenierung/Projektleitung: Ruth Rutkowski und Carsten Hentrich

Bühne, Installation, Licht: Alexander Tripitsis und Melanie Huke

Musik: Heino Sellhorn

Kostüme: Ruth Rutkowski

Aufführungsrechte beim S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main

 

Gefördert von: Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover, Land Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen und Stiftung Edelhof Ricklingen.